Der Cocker und das Kind |
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Charles Furster
Mein Leben lang habe ich Hunde geliebt.
Diese Leidenschaft für Hunde wurde durch eine kleine
Cockerhündin geweckt, welche mein Großvater mir zu meinem
elften Geburtstag schenkte. Ich nannte sie Coquette, weil
ich den Rassenamen nicht richtig verstanden hatte.
Mit ihr lernte ich die ersten Freuden der
Jagd kennen, indem ich sie begleitete. Sie entwickelte
außerordentliche Fähigkeiten beim Aufstöbern von Kaninchen,
welche sich in Hecken und Dornen versteckten. Man sah genau,
wenn sie dabei war ein Kaninchen aufzuspüren, weil ihr
kleiner Schwanz dann stürmisch wedelte. Sie ging plötzlich
zurück zur Spur, um die Witterung aufzunehmen. Man wusste,
dass das Lapuz springen würde, sobald sie Laut gab. Mein
Großvater ließ fast immer das Kaninchen rollieren, denn er
war mit seinem alten Hahndrilling , Kaliber 16-16, 6,5x57R,
ungewöhnlich treffsicher, einfach deswegen, weil er das
Gewehr den ganzen Tag und das mindestens sechs Monate lang
am Riemen mit sich führte.
Coquette arbeitete auch außerordentlich am
Hasen, weil sie so viel Intelligenz und Passion hatte, dass
sie, sobald das Langohr aufgestöbert war und sich davon
machte, es über große Distanzen verfolgte und nach und nach
zum Jäger zurück brachte, wo es dann in den meisten Fällen
mit dem ersten Schuss erlegt wurde. Diese Art des Jagens hat
mit den aktuellen Regeln des Field Trials nicht das
Geringste zu tun. Sie war aber enorm erfolgreich.
Mein Großvater war von seinen jagdlichen
Fähigkeiten derartig überzeugt, dass ich gehört habe, wie er
meine Großmutter eines Morgens beim Aufbruch zur Jagd
fragte: „Was soll ich dir heute für das Mittagessen
mitbringen?“ Meine Großmutter antwortete: „Einen Hasen!“
Darauf mein Großvater halb ernst, halb spöttisch: „Willst Du
einen Rammler oder eine Häsin?“ „Eine Häsin“ antwortete
meine Großmutter. „Die sind nicht so zäh!“ Und um elf Uhr
kam mein Großvater dann von der Jagd zurück, in der
Jagdtasche eine Häsin.
Coquette war auch überragend bei der Jagd
auf Rebhühner. Die Kette ging immer in einer Entfernung von
30 bis 40 Metern hoch. Mein Großvater schoss damals bis an
die Grenze der Reichweite der Patronen, die wir nach dem
Krieg hatten. Oft fiel der Vogel nicht tot herab, sondern
segelte verletzt in Richtung des Tales, weil das wilde
Rebhuhn in dieser Situation immer zum nächsten Bach fliegt,
um seine Verletzungen zu baden und sich an den Ufern des
Baches zu verstecken. Die kleine Hündin hatte ein
verblüffendes Auge, wodurch sie das Huhn häufig weit
entfernt in der Deckung wieder finden konnte. Man verlor sie
dann aus den Augen bis sie nach einer halben Stunde
triumphierend zurück- kehrte, das Rebhuhn im Fang.
Das war wirklich eine gute Jagdhündin.
Heute wissen nur noch wenige, was die Jagd hinter einem
Cocker bedeutet, aber ich garantiere ihnen, dass ein guter
Schütze, der es nicht nötig hat, dass sein Hund das Wild
eine Viertelstunde vorsteht, um seinen Schuss in dieser Zeit
vorzubereiten, der also in der Lage ist, im Bruchteil einer
Sekunde präzise zu schießen, sobald das Wild heraus gestoßen
wird, die großen Freuden der Jagd mit einem Hund dieser
Rasse kennen lernen wird.
Aber dieser kleine Cocker arbeitete
genauso erstaunlich an den Wildschweinen. Man muss dazu
sagen, dass diese Jagd in meiner Kindheit von großer
Bedeutung war. In den Hügeln und Wäldern bei uns wimmelte es
nur so von Wildschweinen. Vier oder fünf Jäger stellten die
Wechsel eines Waldstückes ab, welche vom Wild gewöhnlich
angenommen wurden. Man sah ihre Fährten und Trampelpfade,
die uns sicher die Richtung anzeigten, die sie nahmen. Ich
stellte mich hinter meinen Großvater an einer Hangseite.
Zwei Treiber stiegen auf den Gipfel des Hügels und
schnallten dort drei oder vier Rauhaarteckel, welche sofort
die Fährten der Wildschweine aufnahmen und sie zu uns
herunter drückten.
Mein Großvater beherrschte diese Jagdart
vollkommen, da er ein Geheimnis hatte. Er wählte mit
Sorgfalt einen erhöhten Stand in der Nähe des Wechsels, wo
das Schwarzwild zu erwarten war, weil, wie er mir sagte, das
verletzte Stück manchmal den Schützen annahm und es in
diesem Fall vorteilhaft sei, das Stück unterhalb von sich zu
haben. Wenn die von den Hunden herausgedrückte Leitbache vom
Rest der Rotte gefolgt, durch die Schneise herunter kam,
stoppte sie immer, wenn sie im letzten Moment den dunklen
Umriss des Mantels bemerkte, der plötzlich auf ihrem Weg
erschien.. Mein Großvater wählte nun sein Stück, schoss
sofort, wenn das Tier anhielt und verfehlte dabei fast nie
sein Ziel.
Meine kleine Hündin Coquette begab sich
voller Passion und Mut auf die Wildschweinjagd, denn man
hatte ihr beigebracht, dass ein allseits einsetzbarer
Jagdhund auch auf Treib- und Drückjagden zu arbeiten hat.
Sie war die Schärfste der kleinen Familienmeute geworden und
alle Onkels und Cousins bewunderten sie, was mich natürlich
stolz machte.
Unglücklicher Weise wurde sie eines Tages von einem alten Keiler mit der rechten Waffe geschlagen (wobei man wissen muss, dass Wildschweine links oder rechts bevorzugen, genau wie die Menschen). Der Schlag riss ihr den Bauch auf. Ich erinnere mich noch an den Augenblick als sie lange nach den anderen Hunden zurück kam und wir sehen mussten, dass die Därme aus ihrem Bauch heraus hingen. Mein Großvater sprach kein Wort. Er nahm sie in den Arm und brachte sie nach Hause. Als er die Haustür öffnete, sagte er zu meiner Großmutter: „Bring mir ganz heißes Wasser, Nadel und Faden.“ Er schob die Därme so vorsichtig wie möglich an ihren Platz zurück, schloss sodann den Bauch und nähte ihn anschließend so gut er konnte zu.
Offensichtlich litt die kleine Hündin,
aber auf dem Rücken liegend, wusste sie, dass wir ihr nicht
zu unserem Vergnügen wehtaten. Als die Operation beendet
war, sagte mein Großvater zu meiner Großmutter: „Lege sie
auf eine Decke an einen warmen Platz im Haus und gib ihr
nichts zu trinken außer Milch.“ In einer Woche wird sie
wieder gesund sein. Genau so geschah es.
Und meine kleine Hündin Coquette war nach
diesem Abenteuer noch aggressiver und schärfer an
Wildschweinen, weil sie Rache nehmen wollte.
Charles Furster ist der Besitzer von
Arbeitschampion „Furio de Lambredane“ braunschimmel, Sohn
von Caid. Furio ist spurlaut! |
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