Drei
Drückjagden in acht Tagen, da gilt am Morgen ein besorgter
Blick meiner fast zwölf jährigen „Oma“, aber trotz der
schwierigen Geländeverhältnisse auf einer Windwurffläche von
1990 geht sie nicht lahm und auch ihre neun Monate alte
Enkeltochter ist bereits zu neuen Taten aufgelegt. Gut haben
sie gestern gejagt auf der schon traditionellen Spanieljagd
in Illertissen, ein besonderer Termin in unserem
alljährlichen Drückjagdprogramm. Denn hier wird völlig ohne
Treiber nur mit Hundeführern und Hunden gejagt. Fast 20
Spaniels, davon wohl die Hälfte Englische Springer, waren es
gestern.
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Hier treffen sich alljährlich die
Spanielführer aus Bayern und Baden-Württemberg. Dieses Jahr
hatten wir auch Gäste aus Norddeutschland und Österreich.
Am Abend vor der Jagd sitzen wir bereits gemütlich
beieinander und es wird gefachsimpelt.
Am anderen Morgen wird jeder Hundeführer
in „sein“ Treiben eingewiesen, das er mit seinen Hunden
abzusuchen hat. Wenn dann der kundige Revierführer fort ist,
kann man noch die Karte zu Rate ziehen. Dieses Jahr sind es
nur ca. 50 ha, die ich mit meinen vier Hunden durcharbeiten
muss, aber die haben es in sich. Sehr viel Jungwuchs, viele
Seggen, viel Totholz und Wasserlöcher. Meine vier Cocker
müssen fast ununterbrochen springen und das kostet Kraft.
Aber immer wieder zeigt mir ihr Laut an, dass sie gefunden
haben und an den Schüssen höre ich , dass ihre Jagd nicht
umsonst war. Auch die Alte, nicht mehr so schnell wie
früher, aber immer noch mit hervorragender Nase findet Wild,
das die schnellen Jungen überlaufen haben. Mit kräftigem
Laut zeigt sie es an und bald höre ich, dass es die Jungen
übernommen haben, das Stück vorwärts zu bringen. Zu sehen
ist im dichten Bestand nichts.
Ganz in meiner Nähe fällt ein Schuß. Der
Schütze weist mich ein und nachdem ich auf einem morschen
Baumstamm über einen Bach balanciert bin, höre ich die Hunde
knurren. Da weiß ich, dass sie gefunden haben und kann dem
Schützen seinen gestreckten Keiler melden. Nach 2 ½ Stunden
ist das Treiben vorbei. Wir sind alle müde und ich bin froh,
dass es an diesem Tag kein zweites Treiben mehr gibt. An der
Jagdhütte treffen wir uns. Die Strecke ist bunt:
Schwarzwild, Rehwild, Füchse und auch ein Hase ist dabei.
Der Jagdherr ist zufrieden und lobt die Arbeit der Hunde.
Nach einem guten Eintopf kann ich noch
bei Tageslicht die Heimreise antreten. Auf dem Heimweg lasse
ich die Ereignisse des Tages an meinem inneren Auge
vorbeiziehen und genieße nochmals jeden Augenblick. Immerhin
haben wir jetzt eine Pause von einer guten Woche. Schön für
die Hunde, dass es reichlich Arbeit für sie gibt. Seit etwas
mehr als zehn Jahren haben sich sowohl in Bayern als auch in
Baden-Württemberg Spanielführer mit ihren Hunden
zusammengefunden und stehen nun je nachdem in größerer oder
kleinerer Besetzung bei Drückjagden zur Verfügung. Waren es
in den ersten Jahren nur wenige Jagden meist bei
Spanielleuten, so hat die Anzahl im Laufe der Jahre doch
kontinuierlich zugenommen und wo die Spaniels einmal gejagt
haben, werden sie auch gerne wieder eingeladen.
Da der Spaniel führerbezogen jagt, habe
ich es in all den Jahren kaum einmal erlebt, dass am Ende
des Treibens Spaniels fehlten und falls doch, hatten sie
sich beim Auto oder einem Schützen eingestellt. Nie wurden
sie in Nachbarrevieren aufgegriffen. Durch das dichte
Haarkleid geschützt, scheut der Spaniel die Dornen nicht,
auch wenn diese manchmal noch tagelang am Hund zu finden
sind. Von einem einzelnen Spaniel lässt sich zwar eine Rotte
Schwarzwild wenig beeindrucken, sind es jedoch mehrere,
wird’s den Schwarzkitteln ungemütlich und sie machen sich
auf die Läufe. Dabei ist der Spaniel nicht unverständig
scharf, und ich habe es zumindest bei Drückjagden nie
erlebt, dass ein Spaniel ernstlich geschlagen worden wäre.
Mit seiner feinen Nase findet er zuverlässig Wild und zeigt
es mit gutem Laut an, wobei er in der Regel nicht übermäßig
weit jagt. Vor dem laut jagenden Spaniel kommt das Wild
nicht allzu schnell und kann gut angesprochen, bzw. erlegt
werden. Auch in der Ausbildung unserer Hunde haben wir einen
guten Stand erreicht. Mehr als die Hälfte der eingesetzten
Hunde haben eine Gebrauchsprüfung, einige haben erfolgreich
die Verbandsschweißprüfung absolviert und außer den ganz
jungen Hunden, haben die anderen doch wenigstens eine
Zuchtprüfung. Jeder unserer Hunde ist einzeln eingejagt.
Für mich selber ist es jedes Mal ein
besonderes Erlebnis mit meinen Hunden jagen zu gehen. Schön
auch dabei gute alte Bekannte wieder zu treffen – oder wie
in der vergangenen Woche irgendwo völlig fremd zu sein und
mit der Arbeit der Hunde erst überzeugen zu müssen.
erschienen in Pirsch 4/2002 |