Glück gehabt |
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Oder
Ein passionierter
Stöberhund ist reine Nervensache!
Unsere 7. große Drückjagd in dieser
Saison, die erste für uns im Schönbuch: Stressfrei,
sozusagen ein Heimspiel. 3600 ha gegattert, was das
Gefahrenpotential für die Hunde doch sehr verringert. Um 9 Uhr begann das Treiben, ab 10 Uhr
merkte ich, dass Ida fehlt. Für sie sehr ungewöhnlich, da
sie bedingt durch Field Trial Vorfahren viel Führerbindung
hat und durch die vor wenigen Wochen absolvierte
Gebrauchsprüfung auch noch guten Gehorsam – 10.30 waren wir
zurück bei den Autos – keine Ida! 11.00 kam die zweite
Treibergruppe zurück – auch bei ihnen keine Ida! Während alle anderen zur königlichen
Jagdhütte zum Vesper fuhren, wartete ich am Auto auf Ida.
Christian Haug rief an und berichtete mir, dass auch am
Sammelplatz niemand Ida mitgebracht habe. Rufend und
pfeifend ging ich in das Gebiet zurück, wo ich Ida zuletzt
gesehen hatte, eine Buchennaturverjüngung, dazu eine größere
Freifläche mit hohem, dürrem Gras und vielen Brombeeren.
Hier meinte ich, Ida immer wieder zu hören und kletterte zum
Schluss sogar auf einen Hochsitz in der Hoffnung, sie besser
orten zu können. Irgendwo musste doch in dieser Wildnis die
orange Weste zu sehen sein. Aber nichts! Sicher hatte ich
bereits Halluzinationen. Ich ging zurück zum Auto, um die
anderen Hunde zur Hilfe zu holen. Inzwischen war auch
Christian wieder eingetroffen. Zu zweit suchten wir das
Gelände mit den Hunden ab. Trotz Rufen und Pfeifen war
nichts mehr zu hören. Christian berichtete, dass zur
Jagdhütte zurück kehrende Jäger erzählt hätten, sie hätten
einen im Bau jagenden Hund gehört. Ich entgegnete: „Ida geht
nicht in den Bau“! Christian ließ sich nicht beirren und von
mir zeigen, wo sich in unserem Suchgebiet ein Fuchsbau
befand. Es gab drei Einfahrten, davon eine schön gemauert,
wie ich es noch nie gesehen hatte. Christian
unterzog jeden Baueingang einer „Horchkontrolle“.
“Hier ist etwas“, sagte er bei einem. „Ida geht nicht in den
Bau – das ist der Fuchs“, war meine Antwort, aber dann lag
ich auch auf dem Bauch und horchte. Da drinnen hörte ich
gleichmäßige Atemzüge. Ich rief und hörte dann ein leises
Winseln, war aber nicht sicher, ob es nicht von den 20 m
entfernt angebundenen anderen Hunden war – aber dann war es
eindeutig: Das kam aus dem Bau! Christian bot an, von der
Pflanzschule des Forstbetriebs Pickel, Schaufel und Spaten
zu holen. Ich blieb und die Zeit dehnte sich. Immer wieder
hörte ich den Hund winseln oder auch scharren. Christian kam zusammen mit einem der
Förster zurück, einem Schweißhundeführer, der noch am
Sammelplatz gewesen war, als alle anderen bereits zum
Nachmittagstreiben abgerückt waren. Von vorne war nicht an
den Hund zu kommen, da auf beiden Seiten der sowieso schon
schmalen Einfahrt große Felsbrocken waren. Also machten die
Männer weiter hinten einen Einschlag erschwert durch viele
Wurzeln. In ungefähr 60 cm Tiefe stießen sie auf eine
massive Steinplatte im Maß von ungefähr 60x50 cm und einer
Dicke von einer Handbreite. Die Ränder der Platte mussten
ganz frei gelegt werden, dann fasste ich hinunter in einen
kleinen Hohlraum am Rande der Platte und spürte die Nase
meines Hundes. Jetzt galt es, diese furchtbar schwere Platte
anzuheben. Sie durfte nicht abstürzen, sonst wäre der Hund
mit Sicherheit tot. Es gelang, die Platte an einer Ecke mit
dem Pickel so weit anzuheben, dass ein erster Stein
untergeschoben werden konnte. Idas Nase wurde sichtbar!
Nachdem ein zweiter Stein über dem ersten eingefügt werden
konnte, gelang es mir, eine völlig unversehrte Ida heraus zu
ziehen: 14.45! Mein großer Dank geht an Christian Haug
und Karl Volle für ihre Hilfe. Ohne sie wäre dieser Kessel
Idas Grab geworden! Herr Volle erzählte, dass diese
Kunstbauten noch aus den Zeiten stammen als der Schönbuch
das Jagdrevier der württembergischen Könige war, also 150 –
200 Jahre alt sind, wobei der Zugang an dem wir Ida orten
konnten von Füchsen gegraben war und nicht zum Kessel des
Baus führte, in dem wir Ida fanden.
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